Die Rechtfertigung der heutigen Gesellschaft ist gleichzeitig dünn und hart: „Der Kapitalismus ist die am wenigsten schlechte Gesellschaft zu der Menschen fähig sind“. Emanzipatorische Ansätze verhalten sich hierzu radikal-kritisch, indem sie auf die Verwirklichung einer befreiten, solidarischen Gesellschaft zielen. Doch sind wir Menschen überhaupt zu solch einer freien-solidarischen Gesellschaft fähig? Liegt diese im menschlichen Möglichkeitsraum? Und wie müsste diese grundlegend funktionieren, damit sie menschlich möglich ist? Eine Antwort wird ungern versucht, da das Bilderverbot das ‚Auspinseln‘ von Utopien verbietet. Doch schon für Adorno war das Bilderverbot kein Grund nicht über Utopie nachzudenken. In diesem Vortrag soll zuerst die Frage im Mittelpunkt stehen: Wie können wir über Utopie sprechen ohne bloß Wunschphantasien zu beschreiben? Nachdem hierauf die Antwort einer „kategorialen Utopie“ versucht wurde, werden die Grundlinien des Commonismus dargelegt. Dies ist eine Utopie jenseits von Staat, Markt, Herrschaft und Lohnarbeit, in welcher die Bedürfnisbefriedigung der Einen nicht auf Kosten der Anderen geht. Eine Gesellschaft, in welcher es für mich subjektiv funktional ist, die Bedürfnisse anderer in meiner Bedürfnisbefriedigung einzubeziehen. Eine Inklusionsgesellschaft, in welcher „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ (Marx/Engels).
Simon Sutterlütti hat dieses Jahr gemeinsam mit Stefan Meretz das Buch “Kapitalismus aufheben – Eine Einladung, über Utopie und Transformation neu nachzudenken” veröffentlicht, dessen Thesen im Vortrag vorgestellt werden. Das Buch kann bei der Veranstaltung erworben, oder gratis online unter commonism.us gelesen werden.