Zur Situation von Abgeschobenen, Zwangsrückgekehrten und „Kandidat*innen der Migration“ am Beispiel von Sokodé/Togo (mit Aboubakari Razakou)

Veranstaltungstour mit Aboubakari Razakou, Togoische Vereinigung der
Abgeschobenen (ATE)

Aboubakari Razakou, Koordinator der Togoischen Vereinigung der Abgeschobenen
(Association Togolaise des Expulsés – ATE), kommt vom 5. Bis 16. April auf
Einladung der Tageszeitung TAZ und des Netzwerks Afrique-Europe Interact für
eine Veranstaltungsrundreise nach Deutschland und Österreich.

Die Togoischen Vereinigung der Abgeschobenen (ATE) wurde 2008 in Sokodé, der
zweitgrößten Stadt Togos, von Menschen gegründet, die aus verschiedenen Ländern
– u.a. aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden – nach Togo abgeschoben
worden waren. Zum Engagement der ATE gehört praktische Unterstützung und
gegenseitige Hilfe für Menschen, die sich nach ihrer Abschiebung in prekären
Lebenslagen befinden und auch die Sensibilisierung der Gesellschaft für Fragen
rund um Migration und Rechte von Flüchtenden und Migrant*innen.

In den letzten Jahren beschäftigt sich die ATE, die als Selbstorganisation von
Abgeschobenen gegründet wurde, vermehrt mit der Situation junger Menschen, die
aus Togo flüchten, bzw. sich auf den Weg in die Migration machen.

Die ATE leistet einen Beitrag dazu, denen die weggehen wollen oder müssen, ein
realistisches Bild von den vielfältigen Gefahren für Leib und Leben auf den
Migrationsrouten zu vermitteln.

Wie viele afrikanische zivilgesellschaftliche Bewegungen erhebt die ATE darüber
hinaus ihre Stimme gegen die Menschenrechtsverletzungen und Morde entlang der
Flucht- und Migrationsrouten – und gegen ein durch die europäischen Staaten
erzwungenes Grenzregime, das Menschen sehenden Auges in der Wüste und im Meer
sterben lässt und libyschen Milizen und verschiedenen afrikanischen Regierungen
Geld dafür zahlt, Menschen um jeden Preis vonEuropa fernzuhalten.

Aboubakari Razakou wird auf seiner Veranstaltungstour von der Arbeit der ATE in
Togo berichten – und von der speziellen Situation in seiner Heimatstadt Sokodé.
Er wird außerdem das Projekt Alarme Phone Sahara vorstellen – eine praktische
Initiative afrikanischer und europäischer zivilgesellschaftlicher Organisationen
gegen die lebensgefährlichen Bedingungen auf den Flucht- und Migrationsrouten
durch die Sahel- und Saharaländer.

Tourplan:

Sa. 06.4: TAZ Lab Berlin

So. 07.04.: Dortmund
17:00 Black Pigeon, Scharnhorststr. 50, 44147 Dortmund
Veranstalter*innen: Afrique-Europe Interact + Urgence Togo

Mo. 08.04.: Veranstaltung in Bremen
Veranstalter*innen: Afrique-Europe Interact + Globale Gerechtigkeit e.V.

Di. 09.04.: Veranstaltung in Hamburg

Do. 11.04.: Veranstaltung in Nürnberg
Veranstalter*innen: Karawane Nürnberg

Fr. 12.04.: Veranstaltung in München
Bellevue di Monacco, Müllerstraße 2-6, 80469 München
Veranstalter*innen: Watch the Med – Alarmphone

13.04.: Veranstaltung Tübingen
16:00 Begegnungsstätte Hirsch
Hirschgasse 9, 72070 Tübingen

14.04.: Veranstaltung Wien

16.04.: Veranstaltungen in Berlin/Buchpräsentation Christian Jakob „Diktatoren
als Türsteher Europas“

Flucht und Migration aus Togo im Zeichen von Diktatur und sozio-ökonomischer
Krise

In den 90er und 2000er Jahren flüchteten viele Menschen aus Togo vor der
brutalen politischen Repression durch das diktatorische Eyadéma Gnassingbé
-Regime, einige von ihnen bis nach Europa. Viele von ihnen, denen eine
Anerkennung als Asylsuchende verweigert wurde, wurde seit damals abgeschoben.
Viele der Abgeschobenen sind krank oder traumatisiert, leben bis heute in Angst
vor drohender Verfolgung und haben einschließlich ausstehender Rentenansprüche
alles verloren, was sie sich im Exil erarbeitet hatten.

Heute, im Jahr 2019, hält sich das diktatorische Regime in Togo unter Faure
Gnassingbé, dem Sohn Eyadéma Gnassingbés, weiterhin durch Repression und
gestützt auf den Polizei- und Militärapparat an der Macht. Die ehemaligen
europäischen Kolonialmächte setzen bis heute auf das togoische Regime als
verlässlichen Kooperationspartner in ökonomischen, politischen und
sicherheitspolitischen Fragen – u.a. bei internationalen Militäreinsätzen in
Westafrika – und attestieren ungeachtet der Realitäten vor Ort Fortschritte der
Demokratisierung und korrekte Wahlen. Viele v.a. junge Menschen in Togo
rebellieren dagegen gegen das repressive, klientelistische und korrupte
politische System und gegen die allgegenwärtige soziale und ökonomische
Ungerechtigkeit und Prekarität, wie es sich in einer seit August 2017 begonnenen
und nie zum Stillstand gekommenen massenhaften Protestbewegung gezeigt hat.

Viele müssen jedoch vor der Repression flüchten – oder ziehen die Konsequenz,
woanders ein besseres Leben zu suchen, das eine Perspektive bietet. Seit Jahren
gehen viele junge Menschen aus Togo in andere West- und Zentralafrikanische
Staaten, u.a. nach Ghana, Nigeria oder Gabun – manche auch durch die Wüste nach
Libyen, Algerien oder über das Mittelmeer bis nach Europa. Und nicht wenige
Familien in Togo betrauern Angehörige, die in der Wüste verstorben oder im
Mittelmeer ertrunken sind oder die auf der Reise ermordet wurden.

Hintergrundinformationen: www.afrique-europe-interact.net
<http://www.afrique-europe-interact.net>

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